HERR DER
KRÄHEN

THEATER | Eine polyphone Polit-Parabel über Wahrheit und Herrschaft
REGIE Carlos Manuel | PREMIERE 28.8.2020

DAS IST DIE WAHRHEIT

Das Ensemble der jtw Spandau beschäftigt sich in seiner aktuellen Inszenierung mit dem Roman „Herr der Krähen“ des kenianischen Autors Ngugi wa Thiong´o und entwirft eine vielstimmige Polit-Parabel, die die eine Wahrheit nicht kennt.


“Dieses Projekt erfreut sich breitester Unterstützung der nationalen Massen, die fest entschlossen sind, auf Kleidung, Wohnraum, Bildung, Medizin und Nahrungsmittel zu verzichten, um die Finanzierung von Marching to Heaven zu erfüllen.“

HERR DER KRÄHEN

Im Stimmengewirr sucht jede*r danach, seinen Platz in der Welt zu behaupten. Und jede Erzählung eröffnet ein neues Geschehen. In einem Land, das mit dem größten Turm der Welt den Himmel erreichen will, haben alle Menschen ihre Not: Vom einfachen Polizisten bis zur Hausfrau, vom korrupten Magnaten über die unzähligen Arbeitslosen, die in langen Schlangen stehen und warten, bis zum Diktator selbst…

Das Schicksal will es, dass in der Diktatur des Turmbaus ein mysteriöses Konsultationsbüro mit dem Namen „Herr der Krähen“ entsteht, wo alle Menschen ihre eigene Wahrheit erkunden – und so das System selbst ins Wanken gerät. Es entwickelt sich eine surreale Polit-Parabel.


VORSTELLUNGEN

Fr 28.8.2020 | 19 Uhr
So 30.8. | 16 Uhr
Mo 31.8. | 10 Uhr
Sa 5.9. | 19 Uhr
So 6.9. | 16 Uhr
Sa 12.9. | 19 Uhr
So 13.9. | 16 Uhr
Fr 18.9. | 19 Uhr
Sa 19.9. | 19 Uhr
So 20.9. | 16 Uhr

EINTRITT

Frei / Spende

DAUER & PUBLIKUM

2,5 Std. / 12+

SPIELORT

jtw Spandau
Gelsenkircher Str. 20
13583 Berlin

INTERNATIONALE ZUSAMMENARBEIT

Seit fünf Jahren ermöglicht die jtw spandau die Zusammenarbeit mit internationalen Künstler*innen aus zahlreichen Ländern, die auch im „Herr der Krähen“ mit zwei Nachwuchsschauspieler:innen aus Brasilien und der Choreografin Jenny Mezile aus der Elfenbeinküste weitergeführt wird.


TEXT | Ngũgĩ wa Thiong‘o

Der Professor für Englisch und Vergleichende Literaturwissenschaften wurde 1938 im britisch kolonisierten Kenia geboren und gilt als einer der bedeutendsten Schriftsteller Afrikas. 1977 wurde er auf Grund seines gesellschaftskritischen Theaterstücks Ich heirate dich, wann ich will (Ngaahika Ndeenda), das er mit Arbeiter*innen und Bäuer*innen auf der Bühne des Bürgerzentrums von Limuru uraufführte, gefoltert und ohne Prozess in Nairobis Hochsicherheitsgefängnis inhaftiert. Seine Bücher und Theaterstücke wurden verboten. Durch eine internationale Kampagne von Amnesty International gegen diese politische Inhaftierung wurde er ein Jahr später entlassen – aber weiter von der Moi-Diktatur verfolgt. Seit 1989 lebt er in den USA, wo er an der Yale University, der New York University und an der University of California lehrte. Er schreibt heute in seiner Muttersprache Gikuyu. Seine preisgekrönten Werke sind in über 30 Sprachen übersetzt worden.


REGIE | Carlos Manuel

Der in Angola geborene Regisseur, Carlos Manuel, studierte Philosophie in Brasilien und Theaterwissenschaften in Frankreich, bevor er seine ersten Inszenierungen entwickelte. In seinen oft überbordenden Bühnenarbeiten übersetzt er philosophische Fragen für die Bühne und lässt ihrer Komplexität Raum; erzwingt keine Einfachheit. Seine Inszenierungen folgen dem Unperfekten und Unvorhersehbaren, das sich nicht durch Wiederholbarkeit zähmen lässt. Seine Leidenschaft für die Arbeit mit Laien begann vor etwa 20 Jahren mit einer ersten Inszenierung für die jtw spandau, wo er u.a. noch heute tätig ist.


LIVE-AUDIODESKRIPTION

Die Live-Audiodeskription (von Anke Nicolai) im Theatersaal erfolgt offen und ist für alle Zuschauer*innen hörbar: Sa 19.09. um 19 Uhr (+ Bühnenführung um 18 Uhr).


GEBÄRDEN-ÜBERSETZUNG

Theatergebärden (Mischung aus DGS und LBG) werden ebenfalls für alle sichtbar sein, zur Vorstellung am So 20.09. um 16 Uhr. Wir bitten um Information, ob Blindenführhunde mit- gebracht werden.


KINDERBETREUUNG

Zur Vorstellung am So 20.09. um 16 Uhr können Kinder zwischen 3-10 Jahren kostenlos betreut werden.


KONFERENZ

Der Limitiertheit der eigenen Existenz wird man sich ganz besonders in Zeiten der Krise bewusst. (Existenz-)Angst, social distancing, finanzieller Ruin sind nur ein paar Schlagworte, die unsere aktuelle Diskussion beherrschen. Könnte die Pandemie auch nicht stellvertretend für ein krankes System, eine Kontamination stehen bzw. ist es nicht das Virus, das das System in seiner Labilität entblößt, in dem alles darauf angesetzt ist marktkonform und effizient zu sein? Wie könnte ein System- umdenken aussehen, um überkommene (westliche, europäische, weiße, männliche) Machtstrukturen zu überwinden? Diese Frage wollen wir mit Wissenschaftler*innen, Filmen, Aktivist*innen, Künstler*innen und einem Publikum auf unserer Konferenz „Kontamination – Demokratur“ vertiefen. Als Gast zugeschaltet: Ngũgĩ wa Thiong’o. Moderation: ShaNon Bobinger | Sa 19.09. um 15 Uhr (im Anschluss Vorstellung)

ShaNon Bobinger arbeitet als Life- und Business Coach, Moderatorin und Public Speakerin. Sie arbeitet mit partizipativen, dialogischen Methoden. Ihr thematischer Schwerpunkt liegt auf gesellschaftlichem Wandel. Dabei ist es ihr ein besonderes Anliegen in ihren Veranstaltungen der gesellschaftlichen Diversität und Multiperspektivität Raum zu geben.

Caro Keller, Kommunikationswissenschaftlerin, ist Redakteurin beim antifaschistischen Bündnis „NSU-Watch“. Das bundesweite Bündnis aus antifaschistischen Einzelpersonen, Archiven und Gruppen begleitet den Prozess gegen die Terrorgruppe Nationalsozialistischer Untergrund (NSU) und hat Protokolle der Prozesstage online gestellt.

Der Künstler Gabriel Rossell-Santillán, 1977 in Mexiko Stadt geboren, lebt in Berlin. In seinen Arbeiten setzt er sich insbesondere mit der Transformation kulturellen Wissens auseinander. Impulse aus der bildenden Kunst, der Literatur und den Sozialwissenschaften durchziehen den Aufbau und die Struktur seiner Arbeiten, die aus spezifischen Forschungen und ethnographischen Feldarbeiten in Stuttgart, in Nayarit (Mexiko) bei der Huichol Gemeinde sowie im Ethnologischen Museum Berlin-Dahlem hervorgehen.


RBB-KULTUR

Das Projekt wird in diesem Jahr auch vom rbb-Kultur begleitet und so kann man bereits jetzt ein wenig mehr sehen und hören.


RECHTE

Adapted from WIZARD OF THE CROW / Copyright © 2005 by Ngũgĩ wa Thiong’o / aus dem Englischen von Thomas Brückner / Fischer Verlag


FÖRDERUNG

Ein Projekt der jtw spandau in Kooperation mit les pieds dans la mare, Abidjan, unterstützt durch das Goethe Institut Curitiba, gefördert durch den Hauptstadtkulturfonds Berlin.

MIT
André Bertholdt, Andrea Manke, Daria Lazarieva, Esra Meyer, Florian Henning, Gianni Masariè, Jawid Arthen, Jingyun Li, Joachim Giera, Joyce Ferse, Leon Schley, Lia Runau, Maria Cecília, Martina-Malte Rathmann, Natalia Matthies, Pedro Ramires, Renate Schönfisch, Samson Ghebrehiwet, Sibel Kir

REGIE Carlos Manuel
BÜHNE Anne Duk Hee Jordan
KOSTÜME Verena Hay
CHOREOGRAFIE Jenny Mezile
TECHNIK Marvin Wrobel, Gilles Stein, Dustin Mader, Jens Gerlich, Mostaffa Hossain Zadeh, Dustin Mader, Qasem Djamshidi 
BÜHNENBILDASSISTENZ Andrea Macias Yañez
FOTOS & GRAFIK Patryk Witt
PRODUKTIONSLEITUNG Julia Schreiner
PRODUKTION jtw spandau in Kooperation mit les pieds dans la mare (Abidjan), unterstützt durch das Goethe Institut Curitiba
FÖRDERUNG Hauptstadtkulturfonds Berlin