Winter-Akademie I (2017)

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Auf einer Bühne zu stehen, bedeutet schon lange nicht mehr automatisch, eine Rolle zu verkörpern, „Schwanensee“ zu tanzen oder vorneweg die erste Geige zu spielen. Zeitgenössische Theaterformen von der Performance Art bis zum experimentellen Musiktheater werden immer präsenter und bieten eine vielfältige Bandbreite an Darstellungsmöglichkeiten. Nicht das Erlernen einer Kunst steht dabei im Vordergrund, sondern das eigene Gestalten und Verändern dieser. Die Fähigkeiten dazu bringen wir selbst mit.

DARSTELLUNGSSTRATEGIEN in THEATERFORMEN
4 Workshops + 5 Theaterbesuche + 4 Projekttage für Schulen
13. Januar – 17. Februar 2017

In 4 Workshops wollen wir uns genau damit beschäftigen: Wie mache ich Musik-Theater, ohne ein Instrument spielen zu können? Wie schaffe ich eine Situation auf der Bühne ohne vorgegebenen Text? Wenn ich dann doch einen Text bekomme, was hat der eigentlich mit mir zu tun? Und wie drücke ich mich nur mit meinem Körper aus, ganz ohne Worte? Die ästhetische Vielfalt zeitgenössischer Theaterformen soll in der Winterakademie I erforscht werden, um für uns selbst neue Möglichkeiten zu entdecken und zu erschaffen, wie wir uns auf einer Bühne bewegen können. Wir laden interessierte, neugierige, theaterbegeisterte Menschen oder jene, die es werden wollen ab 16 Jahren dazu ein, sich im Feld des zeitgenössischen Theaters selbst auszuprobieren, neue Erfahrungen zu machen und sich darüber auszutauschen. Ergänzend zu den vier Workshops bieten wir fünf kostenlose Theaterbesuche an, um professionelle Arbeiten des zeitgenössischen Theaters zu sehen und offen zu diskutieren:


#01 MUSIK-THEATER

„Everything we do is music“ – John Cage

1952 führte John Cage zum ersten Mal seine Komposition „4’33“ auf. Der Pianist David Tudor setzte sich ans Klavier, positionierte die Füße auf den Pedalen, Schlug das Notenheft auf, startete die Uhr und – schloss den Klavierdeckel wieder. Kein Ton wurde in den folgenden 4 Minuten 33 gespielt und doch war im Konzertsaal allerhand zu hören. John Cage sorgte mit dieser Komposition für Aufruhr und bewies gleichzeitig, dass Musik aus mehr besteht, als der perfekten Beherrschung eines Instruments. Seit dem haben sich immer mehr Künstler*innen getraut, zu experimentieren und die Grenzen des Musik-Theaters auszutesten. Geräusche, Klänge und Töne umgeben uns überall. Wir können sie hören und selbst erzeugen. Im Workshop wollen wir unsere Aufmerksamkeit dafür schärfen, gemeinsam sammeln, experimentieren und unsere eigene Musik entwickeln – und nicht zuletzt: sie auf eine Bühne bringen. Denn gerade das Spiel mit den selbst erzeugten Klängen hat im zeitgenössen Musiktheater eine wichtige Rolle.

WORKSHOP
Sa/So 14./15. Januar 2017, 12:00-18:00
mit ANTON BERMAN
(Musiker, Komponist, Performer)
kostenlos
Anmeldung erforderlich

THEATERBESUCH I
14. Januar 2017, 20:00
Tristan und Isolde
Ballhaus Ost
mit anschließendem Gespräch
kostenlos
Anmeldung erforderlich

THEATERBESUCH II
27. Januar 2017, 20:00
„Winterreise & Excuse my dust“
Ballhaus Ost
mit anschließendem Gespräch
kostenlos
Anmeldung erforderlich


#02 PERFORMANCE-ART

„Die Geschichten in uns spielen sich aber nicht so ab wie abgerundete Theaterstücke.“ – Wilhelm Schapp

Wie erschaffen wir eine Situation auf der Bühne ohne Textvorlage? Aus uns selbst. Sie ist bereits da, sobald wir eine Bühne betreten und uns selbst zum Raum und anderen ins Verhältnis setzen. Seit den 60er Jahren entwickelte sich die Performance Art immer mehr zu einer vielseitigen Kunstform und sieht dabei die Aufführung vor allem als ein Ereignis, als Begegnung zwischen Agierenden und Publikum. Die Geschichten, die dabei erzählt werden, sind spontan, sind direkt und kommen vor allem aus den Performer*innen selbst. Oft werden dabei Aufgaben und Spielregeln verwendet, um eine Situation zu schaffen, wenn sich zum Beispiel die Gruppe Forced Entertainment über mehrere Stunden die Aufgabe gibt, eine Geschichte am besten zu Ende zu erzählen und sich dabei in ein endloses, sich immer wieder das Wort Abnehmen steigert oder die Gruppe She She Pop zu Beginn einer Vorstellung lost, wer welches Kostüm bekommt und zwischendurch das Publikum entscheiden lässt, wer die Bühne vorzeitig verlassen muss. Im Workshop wollen wir genau damit experimentieren: Eigene Spielregeln entwerfen, Situationen erschaffen und Geschichten aus uns selbst entwickeln. Dabei spielt auch der Raum und wie wir uns zu ihm verhalten eine wichtige Rolle.

WORKSHOP
Sa/So 21./22. Januar 2017; 12:00-18:00
mit GIANNA PARGÄTZI
(Performerin, Theatermacherin)
kostenlos
Anmeldung erforderlich

THEATERBESUCH I
14. Januar 2017, 20:00
Tristan und Isolde
Ballhaus Ost
mit anschließendem Gespräch
kostenlos
Anmeldung erforderlich

THEATERBESUCH II
2. Februar 2017, 20:00
DER PROZESS 2.0
Sophiensäle
mit anschließendem Gespräch
kostenlos
Anmeldung erforderlich


#03 SPRECH-THEATER

„Es ist außerordentlich wichtig, zu wissen, was dich etwas angeht und was nicht.“ – Gertrude Stein

Wenn wir an Sprech-Theater denken, an ein Schauspielhaus, dann stellen wir uns sehr schnell einen Schauspieler oder eine Schauspielerin vor, die für ein Publikum eine Rolle glaubhaft verkörpern und sich psychologisch in sie hineinversetzen. Doch auch mit einer literarischen Vorlage gehen die darstellerischen Möglichkeiten des zeitgenössischen Theaters weit darüber hinaus. Im Workshop wollen wir ausgehend von dem Theaterstück JELISAWETA BAM von DANIIL CHARMS Versuche starten, sich diesem zu nähern und ihm mehre darstellerische Formen zu geben, mit ihm zu experimentieren, eine eigene Haltung dazu zu entwickeln und uns dabei mit den Mitteln des Theaters auseinandersetzen.

WORKSHOP
Sa/So 28./29. Januar 2017, 13:00-18:00
mit CARLOS MANUEL
(Regisseur)
kostenlos
Anmeldung erforderlich

THEATERBESUCH
29. Januar 2017, 19:00
Murmel Murmel
Volksbühne Berlin
mit anschließendem Gespräch
kostenlos
Anmeldung erforderlich


#04 TANZ-THEATER

„Es ist zu meiner Freude das erste Mal, dass die Tänzer in einer Arbeit von mir von Anfang bis Ende tanzen.“ – Jérôme Bel

Wenn der französische Choreograf und Tänzer Jérôme Bel, der seit über 20 Jahren professionell Tanzproduktionen inszeniert, 2015 über seine Produktion „Gala“ sagt, es würden das erst Mal von Anfang bis Ende getanzt, tut er dies auch mit einem Augenzwinkern. Jérôme Bel und viele andere seiner Zeit haben dem Tanz-Theater eine neue Form gegeben – eine, in der nicht das Erfüllen einer Choreografie im Vordergrund steht, sondern die individuellen Fähigkeiten und der Umgang mit dem eigenem Körper, zu denen auch das Scheitern und die Ungeschicklichkeit gehören. Sich über den Körper und Bewegung auszudrücken setzt dabei keine Virtuosität voraus und entwickelt zwischen Raum, Körper und Klang einen eigenen Rhythmus, Bewegungen und Geschichten. Im Workshop wollen wir mit Bewegungen improvisieren, uns von unseren Schritten leiten lassen, einander ohne Worte begegnen und den Raum für uns einnehmen. Unsere Körpersprache hat ihre eigenen Vokabeln und kann Musik und Tanz neu beschreiben.

WORKSHOP
Sa/So 11./12. Februar 2017, 14:00-20:00
mit JOSEP CABALERRO GARCIA
(Tänzer, Choreograf)
kostenlos
Anmeldung erforderlich

THEATERBESUCH
17. Februar 2017, 20:00
Part of you
Ballhaus Naunynstraße
mit anschließendem Gespräch
kostenlos
Anmeldung erforderlich


PROJEKTTAGE FÜR SCHULEN

In der Zeit vom 16. bis 27. Januar besteht die Möglichkeit für Schulklassen (ab 11. Jahrgang) in der jtw einen Workshop-Wochentag mit den Künstler*innen kostenlos zu buchen. Schüler*innen können auch an den Wochenend-Workshops und den Theaterbesuchen teilnehmen. Anmeldung bitte direkt bei Hartmut Schaffrin 0177 245 18 76.


WINTER-AKADEMIE I
13.1. – 17.2.2017

TEILNAHME
Kostenlos

ANMELDUNG
030 375 87 623
post@jtw-spandau.de

ORT
jtw spandau (Workshops)

PRODUKTION
jtw spandau

LEITUNG
Laura Kallenbach
Hartmut Schaffrin

FÖRDERUNG
BerlinerProjektfondsKulturelleBildung_Web